Der „Atlas der Globalisierung“ steht unter dem Zeichen des Zusammenbruchs der globalen Wirtschaft. Bereits im Vorwort macht Serge Halimi, Direktor von Le Monde diplomatique, Paris, darauf aufmerksam, dass sich unsere schnell ändernde Welt mit immer neuen Problemen und Ereignissen befassen muss – sei es mit der „Bruchlandung des Neoliberalismus“ (S. 9) oder mit der destabilisierten Lage der Welt. Der Weiterbestand uns vertrauter Systeme ist nur mehr eine Frage der Zeit.
Alle Beiträge sind von Fachleuten und WissenschaftlerInnen geschrieben, so dass eine detaillierte Darstellung sowie eine multiperspektivische Herangehensweise an vergangene und zukünftige Entwicklungen gewährleistet ist. Diese Perspektivenvielfalt schlägt sich bereits in den unterschiedlichen Querschnitten nieder, die durch den Text führen. Befasst sich Kapitel 1 zum Beispiel mit der neuen Weltkunde und ihren Phänomenen wie Migration, alternder Gesellschaft, dem Rohstoff-Boom, Cyberterrorismus und vielem mehr, stellt Kapitel 2 den Kapitalismus in der Krise vor. Es befasst sich mit Steuern, Fonds und Geld allgemein sowie der Frage, wer für die Krise eigentlich aufkommt.
Für Studierende der bodenkundlichen Fächer besonders interessant ist das Kapitel 3, das sich mit der „Zukunft der Energie“ befasst. Verschiedene Rohstoffe sowie ihre Verfügbarkeit, Langlebigkeit, Beschaffung, die damit verbundenen Gefahren und auch Alternativen werden hier genau untersucht und den LeserInnen sehr übersichtlich aufgezeigt.
Überhaupt besticht der „Atlas der Globalisierung“ nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch seine Form und das Design. Es ist sicher eine gute Anregung, auch für werdende NaturwissenschaftlerInnen, sich gut anzuschauen, wie die Inhalte wiedergegeben werden, weil sie trotz der Komplexität des Themas ausgesprochen verständlich kommuniziert werden.
Auch die Art und Weise, wie die Abbildungen und Grafiken aufbereitet sind, ist ein guter Anhaltspunkt für die eigenen Arbeiten. Farben und Raster sind größtenteils so gestaltet, dass auch sehbehinderte Menschen sie lesen können. Selten findet man eine Ausnahme, wie etwa auf Seite 15 eine Abbildung in Brauntönen, die für Menschen mit eingeschränkter Sehleistung schwer voneinander zu unterscheiden sind.
Nachdem in den ersten drei Kapiteln generelle Themen behandelt wurden, beschäftigen sich die folgenden Teile vor allem mit konkreten Beispielen. Neben den USA, Polen und Japan wird auch die Arktis als letzte Grenze der Globalisierung untersucht. Dieses Gebiet, obwohl lange Zeit nicht sonderlich attraktiv, wird nun, begünstigt durch den Klimawandel, immer nutzbarer für die umliegenden Staaten, so dass immer mehr Länder einen Gebietsanspruch auf Teile dieses Kontinents stellen. Außerdem werden die dort vermuteten Rohstoffvorkommen durch die immer länger befahrbaren Seepassagen besser erreichbar.
Das fünfte Kapitel geht speziell auf Afrika ein, sowohl auf die wirtschaftlichen und religiösen als auch auf die sozialen Probleme, die auf dem Kontinent vor allem durch die Einmischung von außen entstehen.
Der Schlussteil widmet sich weiteren ungelösten Konflikten auf der Welt. Egal, ob es sich dabei um gesellschaftliche Aspekte wie das zunehmende Selbstbewusstsein der jüngeren Generation in der Westsahara oder um interkulturelle Schwierigkeiten wie die Ohnmacht der Nato in Afghanistan geht, der „Atlas der Globalisierung“ beleuchtet die Fragen auf professionelle und dennoch verständliche Art.
Zuletzt ist noch zu sagen, dass der Atlas in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung sein kann: wenn man das eigene Schulwissen auffrischen und erweitern will oder wenn es darum geht, politische, soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, der Atlas bildet auf jeden Fall eine gute Grundlage, auch um die eigenen Aktivitäten und Forschungen in einem großen Zusammenhang zu sehen und auch Verbindungen zu Themen zu bemerken, die man zuvor nicht ohne Weiteres erkannt hätte. In diesem Punkt ist auch eine weiterführende Link-Liste am Ende jedes Kapitels sehr ergiebig, die eine eigenständige Vertiefung in die Themen ermöglicht.
Der „Atlas der Globalisierung“ erscheint regelmäßig, meistens in zwei Versionen, als Broschur und als gebundene Ausgabe, der auch eine CD-Rom beiliegt.
Wolf Peterson/Gloria Hofmeister
Herausgegeben von Alain Gresh und anderen: Atlas der Globalisierung. Sehen und verstehen, was die Welt bewegt. Le Monde diplomatique/TAZ Verlags- und Vertriebs GmbH, Berlin 2009.
213 Seiten, 13 € [D]/ 13,40€ [A]
ISBN (Festeinband): 978-3-937683-25-6
ISBN (Broschur): 978-3-937683- 24-9
Bestelladresse:
tazshop
Rudi-Dutschke-Straße 23
10969 Berlin
www.monde-diplomatique.de/atlas